Monat: Februar 2015

März

Gepostet am Aktualisiert am

14. März       Beginn 20 UhrARGOT ROT-OK copia

Selbstbezichtigung / Autodiffamazione

von/di Peter Handke

mit/con

Lea Barletti, Werner Waas

Harald Wissler (Musik)

(Deutsch-Italienisch mit Übertiteln, Tedesco-italiano con sovratitoli)

“Ich bin nicht, was ich gewesen bin. Ich bin nicht gewesen, wie ich hätte sein sollen. Ich bin nicht geworden, was ich hätte werden sollen. Ich habe nicht gehalten, was ich hätte halten sollen”

 “Io non sono quello che sono stato. Non sono stato come avrei dovuto essere. Non sono diventato quel che sarei dovuto diventare. Non ho mantenuto quel che avrei dovuto mantenere.”

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„Selbstbezichtigung/Autodiffamazione“ ist ein Spiel, das die Grenzen zwischen Zuschauern und Schauspielern zumindest für die Dauer einer einstündigen gemeinsamen Erfahrung aufhebt. Dabei spielt das vollkommene Fehlen von erzählerischen Aktionen und das „Sich Ausstellen“ der Schauspieler als Stellvertreter der gesamten sich dort einfindenden Menschheit und ihr „Sich Zuschauen Lassen“ im Umgang mit einem Text, der allen irgendwie geläufig und etwas unheimlich vertraut vorkommt, eine große Rolle.

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 Selbstbezichtigung/Autodiffamazione ist ein Gegenmittel gegen Flüchtigkeiten, Oberflächlichkeiten, generelles Lärmempfinden, das unserer Sehnsucht nach Konzentration entsprungen ist und eben wegen seiner authentischen Dringlichkeit und seinem Vertrauen auf die eigenen einfachen Mittel ein hohes Wirkungspotential entfaltet. Es gibt ein Bedürfnis nach Genauigkeit und wirklichem Kontakt. Und beides braucht Zeit, ja vielleicht sogar Gemächlichkeit im Umgang mit der Welt, was ja schon fast wieder skandalös klingt. Bewusst haben wir einen Text aus der Anfangsphase der Popkultur gewählt unter der heute alles begraben liegt. Dieser Text ist eine Tür, durch die man hinein und auch wieder hinausgehen kann. Ein Werkzeug für Bewegung.

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Stimmen zur Inszenierung:

„Das Risiko den Text in eine kühle Auflistung von stehenden Redewendungen zu verwandeln wird umgangen von der genauen und essentiellen Regie von Barletti und Waas, die den aufrichtigen Willen zeigt, mit verschiedenen Möglichkeiten von Sprache zu spielen. Beide Schauspieler sprechen in ihrer Muttersprache: die Untertitel in deutsch und italienisch verweisen ständig auf Rhythmen und Klänge, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Die Einprägsamkeit und Präzision der deutschen Syntax steht der chaotischen Musikalität des Italienischen gegenüber; diese Nuancen finden sich auch im Spiel der Schauspieler wieder: empathisch und extrovertiert sie, eher nachdenklich und zurückhaltend er, beide äußerst einnehmend dank einer spontanen Spielweise, die auf jeglichen Überbau verzichtet und danach strebt mit großer Demut und Sorgfalt die ausgewogene Wortgewandtheit Handkes wiederzugeben.“ (Sarah Curati in „Paper Street“)

http://www.paperstreet.it/cs/leggi/5137-Autodiffamazione_Werner_Waas_%7C_Peter_Handke.html

„Die Klarheit und Einfachheit der Spielweise (…) vermischen sich in einem erzählerischen Experiment, das wirklich Elemente von noch nie Dagewesenem enthält, eins jener Werke die in uns über Stunden hinweg weiterleben und auch noch nach einem ganzen Arbeitstag einen starken Nachhall in uns auszulösen vermögen.

„Ich habe mich bewegt, ich habe mich auf der Stelle bewegt, ich habe mich von der Stelle bewegt“ (…) dies sind die ersten Geständnisse dieser Nicht-Charaktere(…). Und eben die Idee der „Bewegung“, im lateinischen Sinn des Worts, ist es die wir mit nach Hause tragen und mit der wir uns noch den Tag darauf auseinandersetzen. Und wirklich „bewegend“ (das heißt „mitreißend“) ist die Beziehung unter den Figuren auf der Bühne, das gegenseitige Misstrauen, das sie trennt, genau so wie die beiden Extreme der Vernunft voneinander getrennt sind.“

(Sergio Lo Gatto in „Teatro e Critica“)

http://www.teatroecritica.net/2014/11/autodiffamazione-barlettiwaas-gelo-ragione/

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